Skip to main content

Geschichte der
Zitadelle Mainz

Geschichte der
Zitadelle Mainz

Vom Mittelalter zur Gegenwart

Der Jakobsberg im Mittelalter

Der Jakobsberg, auf dem heute die Zitadelle steht, war im Mittelalter nur von einem Benediktinerkloster (geweiht dem hl. Jakob) besiedelt und nicht in den Ring der Stadtmauer eingeschlossen. Seit 1329 war der Jakobsberg leicht umwallt. Das wiederum ließ eine strategische Lücke offen, da die Stadtmauer hier einen Knick machte und Angreifer den Hügel für einen Einfall nach Mainz hinein oder eine Beschießung hätten nutzen können. Der Bau der Schweikardsburg unter Leitung des Domkapitulars Adolph von Waldenburg in den Jahren 1620-29 schloss diese Lücke vorerst ab und verband den Hügel mit der Stadtbefestigung. Den Namen bekam die fünfeckige, unregelmäßige Wehranlage vom Bauherrn, dem Kurfürsten Johann Schweikard von Kronberg.

Ansicht des Jakobsberges und Jakobsbergerklosters mit der Zitadelle, dem Kommandantenbau (1696), den Weinbergen am Abhang und dem unteren Stadtteil Pfarrei St. Ignaz, der Stadtmauer, innerem Neutor und sogenanntem Löhr’schen Haus an der Bocksgasse. Teilstück aus dem Stadtprospekt-Kupferstich von Joh. Frdr. Probst (1720/39). Photographie.

17. Jahrhundert:
Die Zitadelle entsteht

Um 1655 veranlasst Kurfürst Johann Philipp von Schönborn die Umwallung der gesamten Stadt Mainz mit Bastionen nach französischer Bauart. Im Zuge dieses Festungsbaus wurde die Schweikardsburg zur regelmäßigen, viereckigen „Zitadelle“, wie wir sie heute kennen, ausgebaut.

Das Jakobskloster und den auf der Bastion Drusus stehenden römischen „Drususstein“ ließ man innerhalb der Festungsanlage unberührt stehen. Über dem zur Stadt hin liegenden Tor wurde 1696 unter Kurfürst Lothar Franz von Schönborn ein Kommandantenbau (heute Bau A) errichtet und die schon seit 1660 bestehende Toranlage in den Neubau integriert. Im Inneren der Zitadelle stand bis zur Belagerung von 1793 durch die Franzosen noch das Jakobskloster, das durch den starken Beschuss aber größtenteils zerstört wurde. Der stehengebliebene Abts – und Fremdenbau wurde fortan nur noch militärisch genutzt. Im Südteil des Hofes war wohl ein barocker Garten angelegt, der noch auf einem Plan von 1804 zu sehen ist.

Zwei neue Kasernen auf der Zitadelle

Als nach den Befreiungskriegen Mainz 1816 Festung des Deutschen Bundes wurde, zogen Preußen und Österreicher in die Zitadelle ein und nutzten sie als Kaserne. Zu diesem Zweck errichteten die Österreicher 1861 die bombensichere „Citadellkaserne“ (heute Bau C); als Kasino und Küche diente der kleine Bau neben ihr (heute Bau D).

Auf der im Zuge der Stadterweiterung am Ende des 19. Jahrhunderts glücklicherweise erhaltenen Zitadelle wurde noch 1914 eine „Doppelkompaniekaserne“ gebaut (heute Bau E); dafür mussten die letzten Überreste des Klosters weichen. Während des Ersten Weltkrieges diente die Zitadelle erstmalig als Kriegsgefangenenlager.

Die Nutzung der Zitadelle heute

Mit dem Versailler Vertrag – und der damit einhergehenden Niederlegung der Festungswerke in und um Mainz – endet die militärische Geschichte der Mainzer Zitadelle. Im Zweiten Weltkrieg wird dort allerdings erneut ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, dass die Bezeichnung „Oflag XII-B“ trug. In dem „Offizierslager“ waren vor allem französische, aber auch britische Kriegsgefangene interniert. Das 1940 errichtete Lager muss – Daten gibt es nicht – noch vor Kriegsende nach Hadamar verlegt worden sein. Später suchten die Mainzer in den Gängen, die als Luftschutzräume ausgebaut worden waren, Schutz vor den Bombenangriffen (z.B. in den unterirdischen Gängen der Bastion Drusus).

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die französische Besatzungsmacht die Anlage (bis 1955) und errichtete dort einige Gebäude, die jedoch keinerlei militärische Bedeutung mehr hatten. Heute gehört die Zitadelle der Stadt Mainz und beherbergt zahlreiche städtische Ämter. Nach vielen Jahren des Vergessens steht die Zitadelle seit dem Jahr 2004 wieder mehr im Blickpunkt der Mainzer Bevölkerung.